Resultate

Rugby-WM 10/28 19:00 1 Neuseeland v Südafrika L 11-12
Rugby-WM 10/20 19:00 2 Argentinien v Neuseeland W 6-44
Rugby-WM 10/14 19:00 3 Irland v Neuseeland W 24-28
Rugby-WM 10/05 19:00 5 Neuseeland v Uruguay W 73-0
Rugby-WM 09/29 19:00 4 Neuseeland v Italien W 96-17
Rugby-WM 09/15 19:00 2 Neuseeland v Namibia W 71-3
Rugby-WM 09/08 19:15 1 Frankreich v Neuseeland L 27-13
Klasse 1 - Internationals 08/25 18:30 - Neuseeland v Südafrika L 7-35
Klasse 1 - Internationals 08/05 02:35 - Neuseeland v Australien W 23-20
Rugby Championship 07/29 09:45 3 Australien v Neuseeland W 7-38
Rugby Championship 07/15 07:05 2 Neuseeland v Südafrika W 35-20
Rugby Championship 07/08 19:10 1 Argentinien v Neuseeland W 12-41

Die neuseeländische Rugby-Union-Nationalmannschaft ist die Nationalmannschaft Neuseelands in der Sportart Rugby Union und repräsentiert das Land bei allen Länderspielen (Test Matches) der Männer. Die Mannschaft ist besser bekannt unter ihrem englischen Spitznamen All Blacks, der auf die vollständig schwarze Kleidung der Spieler zurückzuführen ist. Rugby Union ist Neuseelands Nationalsport und die All Blacks gelten als beste Mannschaft der Welt, da sie gegen jeden bisherigen Gegner eine positive Bilanz aufweisen und die Weltrangliste in der Regel anführen.

Die Mannschaft gilt regelmäßig als Favorit auf den Gewinn der alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaft. Bisher konnte sie den Titel dreimal (1987, 2011 und 2015) gewinnen und ist damit nach Südafrika die zweiterfolgreichste Turniermannschaft. Darüber hinaus treten die All Blacks jedes Jahr bei der Rugby Championship gegen Argentinien, Australien sowie Südafrika an und sind Rekordgewinner dieses Turniers.

Bei der Integration der Maori in die britisch geprägte neuseeländische Gesellschaft spielte Rugby Union eine wichtige Rolle, da der Sport den physischen Fähigkeiten des indigenen Volks Neuseelands entgegenkam und diese rasch als gleichwertige Mitspieler akzeptiert wurden. Vor jedem ihrer Spiele tanzen die All Blacks traditionellerweise einen Haka (Ritualtanz der Maori), um die gegnerische Mannschaft einzuschüchtern und sich selbst zu motivieren.

Seit jeher gehört die in fast ausschließlich schwarzen Trikots auftretende Mannschaft zu den besten der Welt und der Zentralverband des Landes, New Zealand Rugby (NZR) zählt neben zehn anderen zur ersten Stärkeklasse (first tier) des Weltverbandes World Rugby. Die Nationalmannschaft ist aktuell (Oktober 2023) auf dem dritten Platz der World-Rugby-Weltrangliste. 2005, 2006, 2008, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2015 und 2016 zeichnete World Rugby sie als „Mannschaft des Jahres“ aus. 19 ehemalige Spieler wurden in die World Rugby Hall of Fame aufgenommen.

History

Einführung von Rugby in Neuseeland

Die neuseeländische Auswahl des Jahres 1884

Eingeführt wurde Rugby in Neuseeland im Jahr 1870 durch Charles Monro. Der Sohn des damaligen Speakers des neuseeländischen Repräsentantenhauses hatte das Spiel kennengelernt, als er Schüler des Christ's College Finchley in London gewesen war. Das erste schriftlich belegte Spiel in Neuseeland fand am 14. Mai 1870 in Nelson statt. 1879 folgte die Gründung des ersten Verbandes, der Canterbury Rugby Football Union. 1882 wurden die ersten internationalen Spiele ausgetragen, als die Auswahlmannschaft der Southern Rugby Union (die spätere New South Wales Rugby Union) eine Tour durch Neuseeland unternahm. Die Australier trafen nicht auf eine nationale Auswahl, sondern gegen verschiedene Provinzauswahlteams; sie gewannen vier Spiele und verloren dreimal. Zwei Jahre später reiste die erste neuseeländische Auswahlmannschaft ins Ausland. Sie spielte gegen verschiedene Teams aus New South Wales und gewann alle Spiele. Ein privat organisiertes britisches Team, die späteren British and Irish Lions, reiste 1888 durch Neuseeland. Es gab weiterhin keine eigentlichen Test Matches, sondern Spiele gegen Auswahlmannschaften der Provinzen.

Die ersten internationalen Spiele

Die Original All Blacks von 1905
Das neuseeländische Kätzchen setzt sich gegen den englischen Löwen durch (Karikatur in Punch)

1888 und 1889 waren die New Zealand Natives, eine von Privatleuten gesponserte, inoffizielle und fast ausschließlich aus Maori zusammengesetzte Mannschaft, die erste Auswahl aus einer britischen Kolonie, die in Großbritannien Spiele austrug. 1892 erfolgte die Gründung der New Zealand Rugby Football Union (NZRFU). Der Verband repräsentierte zunächst sieben Provinzen. Die Provinzverbände von Canterbury, Otago und Southland traten erst einige Jahre später bei, um gegen die Regelung zu protestieren, dass sämtliche Mitglieder des NZRFU-Exekutivkomitees in Wellington Wohnsitz nehmen mussten (diese Regelung wurde erst 1986 abgeschafft). Die erste offizielle, von der NZRFU sanktionierte neuseeländische Mannschaft reiste im Juli 1893 durch New South Wales und Queensland. Das erste Test Match (Länderspiel) im heutigen Sinne fand am 15. August 1903 vor über 30.000 Zuschauern im Sydney Cricket Ground statt und endete mit einem 22:3-Sieg der Neuseeländer über Australien.

1905 reiste erstmals eine offizielle neuseeländische Auswahl durch Großbritannien, Irland, Frankreich und Kalifornien. Während dieser Tour entstand der Begriff All Blacks (dt. etwa „die ganz in Schwarz Gekleideten“), weshalb man diese Mannschaft auch als Original All Blacks bezeichnet. Sie trugen 35 Spiele aus, darunter fünf Länderspiele. Die einzige Niederlage mussten die Neuseeländer in Cardiff gegen die walisische Nationalmannschaft hinnehmen, ansonsten feierten sie ausnahmslos Siege. Mit dieser Tour begründeten die Neuseeländer ihren Ruf, eine der besten Rugby-Mannschaften der Welt zu sein. 1908 stattete eine aus Engländern und Walisern zusammengesetzte britische Auswahl Neuseeland einen Besuch ab; sie verlor zwei Spiele gegen die All Blacks und erreichte ein Unentschieden. Mit Ausnahme einer zweimonatigen Tour 1913 durch den Westen der USA und British Columbia spielten die All Blacks bis nach dem Ersten Weltkrieg ausschließlich gegen Australien und diverse Provinzmannschaften. In den Jahren 1915 bis 1919 war der internationale Spielbetrieb eingestellt.

Zwischenkriegszeit

The Invincibles: die All Blacks, die 1924/25 während ihrer Europatour unbesiegt blieben
Die All Blacks präsentieren den Haka in Australien (1932)

Nach Kriegsende spielte eine Auswahl der neuseeländischen Armee in England an einem internationalen Turnier um den King’s Cup. Das Team gewann den Pokal und bildete in den folgenden Jahren die Kerngruppe der All Blacks. Die bis heute andauernde Rivalität mit Südafrika nahm mit der Australasientour 1921 ihren Anfang, als die Springboks (wie die südafrikanische Mannschaft üblicherweise genannt wird) erstmals nach Neuseeland kamen. Die aus drei Begegnungen bestehende Länderspielserie (engl. test series) endete ausgeglichen mit je einem Sieg, einem Unentschieden und einer Niederlage. Der Gegenbesuch der All Blacks folgte 1928, auch diese Serie endete ausgeglichen.

Nach einer Unterbrechung von fast zwanzig Jahren organisierte die NZRFU im Jahr 1924 wieder eine Tour nach Europa, die neben 28 Spielen gegen Vereine und Provinzmannschaften auch vier Länderspiele umfasste. Die Mannschaft erhielt den Spitznamen The Invincibles („die Unbesiegbaren“), weil sie kein einziges Spiel verlor. Allerdings wurde ihr die Chance verwehrt, den ersten Grand Slam (Siege gegen alle britischen Mannschaften in derselben Saison) zu erzielen: Schottland weigerte sich zu spielen, da die Tour durch die englische Rugby Football Union organisiert worden war. Die erste wirklich repräsentative britische Mannschaft, bestehend aus Spielern aus allen vier Landesteilen (heute unter der Bezeichnung British and Irish Lions bekannt), unternahm 1930 eine Tour nach Neuseeland. Obwohl die Lions das erste Länderspiel gewannen, siegten die All Blacks nach einer Umstellung der Mannschaft in den drei weiteren Spielen und konnten die Serie mit 3:1 für sich entscheiden. Die nächste Europatour der All Blacks folgte 1935/36. Von 30 ausgetragenen Spielen verloren sie nur drei, darunter zwei Länderspiele. Erstmals gelang dem Rugby-Mutterland England ein Sieg gegen Neuseeland, dank zwei erfolgreichen Versuchen des emigrierten russischen Fürsten Alexander Obolenski.

Als die Südafrikaner 1937 zu Besuch in Neuseeland waren, gewannen sie die Länderspielserie mit 2:1. Die All Blacks siegten zwar im ersten Test Match, verloren aber die zwei darauf folgenden. In der Folge wurde die 1937er-Mannschaft Südafrikas oft als die beste bezeichnet, die jemals in Neuseeland gespielt hat. In den Jahren 1939 bis 1945 konnten die All Blacks wegen des Zweiten Weltkrieges erneut kein einziges Spiel austragen.

1940er bis 1970er Jahre

Die nächste größere Tour außerhalb Ozeaniens folgte im Jahr 1949, als die All Blacks zu Besuch in Südafrika waren. Obwohl die vier Test Matches alle mit einem knappen Ergebnis endeten, mussten die Neuseeländer vier Niederlagen hinnehmen – bis heute eine der schlechtesten Leistungen in der Geschichte der All Blacks. Zur selben Zeit reisten die Australier durch Neuseeland, weil die Maori wegen der Bestimmungen der Apartheid-Politik zuhause bleiben mussten und zusammen mit Reservespielern eine eigene Mannschaft bildeten. Somit spielten die Südafrikaner ausschließlich gegen Pākehā (Neuseeländer europäischer Herkunft). Die Einschränkung für nicht-weiße neuseeländische Spieler blieb bis vor der Tour 1970 in Kraft, als vier Spieler maorischer und samoanischer Herkunft als „Ehrenweiße“ nach Südafrika reisen durften. Am Nachmittag des 3. September (neuseeländische Zeit) unterlag das Maori-Team in Auckland den Australiern 3:9. Am selben Nachmittag (südafrikanische Zeit) verlor die erste Mannschaft in Durban mit 6:11 gegen Südafrika. 1949 gilt für die All Blacks als „annus horribilis“, da sämtliche sechs Länderspiele verloren gingen und Australien erstmals den Bledisloe Cup für sich entscheiden konnte. Die NZRFU beschloss als Folge der Niederlagenserie, künftig die Kräfte zu bündeln und keine zweite Mannschaft gleichzeitig spielen zu lassen.

Als die Südafrikaner 1956 in Neuseeland zu Besuch waren, gelang den All Blacks die Revanche: Sie gewannen drei der vier Länderspiele und konnten die Serie erstmals für sich entscheiden. Der 3:1-Erfolg in der Länderspielserie gegen die British and Irish Lions im Jahr 1959 erwies sich als Beginn einer besonders erfolgreichen Phase. Während der 1960er Jahre dominierten die All Blacks die britischen Teams fast nach Belieben. Bei ihrer Europatour 1963/64 verpassten sie den Grand Slam denkbar knapp: Nach Länderspielsiegen gegen Irland, Wales und England folgte ein punkteloses Unentschieden gegen Schottland. Die einzige Niederlage auf dieser Tour mussten sie am 30. Oktober 1963 gegen den walisischen Verein Newport RFC hinnehmen. Eine weitere Chance, den Grand Slam zu schaffen, bot sich bei der Europatour 1967. Doch nach drei gewonnenen Spielen musste die Begegnung gegen Irland wegen eines Ausbruchs der Maul- und Klauenseuche abgesagt werden. Von 1965 bis 1970 blieben die All Blacks in allen 17 Länderspielen ungeschlagen, was damals die längste Siegesserie bedeutete; dieser Rekord wurde 1998 von Südafrika egalisiert und 2010 von Litauen übertroffen.

Als die Lions 1966 in Neuseeland zu Gast waren, fügten ihnen die All Blacks vier Niederlagen zu. 1971 kehrten die Lions nach Neuseeland zurück und entschieden die Länderspielserie mit 2:1 Siegen für sich (hinzu kam ein Unentschieden). Bis heute ist dies die einzige Serie, welche die Briten in Neuseeland für sich entscheiden konnten. 1972/73 unternahmen die All Blacks eine 32 Spiele umfassende Tour durch Europa. Erneut misslang der Versuch, gegen die vier Nationalmannschaften der britischen Inseln einen Grand Slam zu erzielen, da Irland den All Blacks ein Unentschieden abrang. Für Schlagzeilen sorgte die vorzeitige Heimreise des Spielers Keith Murdoch, der bei einer Siegesfeier in Cardiff in eine Schlägerei verwickelt gewesen sein soll.

1978 waren die Grand-Slam-Bemühungen schließlich erfolgreich, als die All Blacks alle britischen Mannschaften bezwingen konnten. Das Spiel gegen Wales, das mit 13:12 endete, wurde allerdings erst in der letzten Spielminute entschieden, nachdem der Schiedsrichter einen umstrittenen Penalty gepfiffen hatte. Die einzige Niederlage während dieser Tour mussten die All Blacks gegen eine Provinzmannschaft hinnehmen, als sie in Limerick mit 0:12 gegen das Team von Munster Rugby verloren. Der sensationelle Erfolg Munsters inspirierte den irischen Theaterregisseur John Breen, das Stück Alone It Stands zu schreiben.

Kontroversen

Ankündigung einer Versammlung der Citizens All Black Tour Association (1959). Die Vereinigung forderte, die Mannschaft vor Spielen gegen Südafrika nicht aufgrund der Kriterien der Apartheid zusammenzustellen.
Polizisten außerhalb des Eden Park vor einem Spiel der All Blacks während der Springbok-Tour 1981

Aus rein sportlicher Sicht war die 24 Spiele umfassende Tour nach Südafrika im Jahr 1976 wenig erfolgreich: Die All Blacks verloren drei Spiele gegen Provinzmannschaften und auch drei der vier Länderspiele gegen die Springboks. Weitaus größere Auswirkungen hatte die Tour auf politischer Ebene. Wegen der südafrikanischen Apartheid-Politik weigerten sich zahlreiche Maori, dort zu spielen. Seit Beginn der 1960er Jahre war immer wieder durch öffentliche Proteste und politischen Druck versucht worden, die NZRFU dazu zu bewegen, entweder überhaupt keine Maori zu nominieren oder ganz auf Spiele in Südafrika zu verzichten. Während Premierminister Norman Kirk 1973 eine Tour der All Blacks untersagte, gab sein Nachfolger Robert Muldoon die Erlaubnis dazu.

Dieser kontroverse Beschluss hatte den Protest zahlreicher afrikanischer Staaten zur Folge, die ultimativ den Ausschluss Neuseelands von den Olympischen Sommerspielen 1976 forderten. Das Internationale Olympische Komitee ging nicht darauf ein, mit der Begründung, Rugby Union sei keine olympische Sportart. 28 überwiegend afrikanische Staaten boykottierten daraufhin die Spiele in Montreal. Als Reaktion auf diese umstrittene Tour unterzeichneten die Regierungen der Commonwealth-Staaten 1977 die Gleneagles-Vereinbarung, die sportliche Beziehungen mit Südafrika ächtete.

Noch umstrittener war die Neuseeland-Tour der im Jahr 1981. Von Ende Juli bis Mitte September trugen die von der NZRFU eingeladenen Südafrikaner 17 Spiele aus, darunter drei Test Matches gegen die All Blacks. Schon lange vorher stieß die Tour auf Kritik. Viele verurteilten sie als Unterstützung der weißen Herrschaft in Südafrika, während andere auf angespannte Beziehungen zu den Maori im eigenen Land hinwiesen. Erneut lehnte Muldoon jegliche Einmischung ab. Er vertrat den Standpunkt, die Politik dürfe sich nicht in den Sport einmischen. Die Spiele waren gut besucht, doch in zahlreichen Städten gab es zum Teil heftige Protestkundgebungen. In Hamilton rissen 350 Demonstranten die Abschrankungen nieder, stürmten das Spielfeld und erzwangen den Abbruch des Spiels. Auch in Timaru musste ein Spiel abgesagt werden und in Wellington kam es mehrmals zu Straßenschlachten. Während des letzten Spiels in Auckland wurden von einem tief fliegenden Flugzeug aus Mehlsäcke, Flugblätter und ein Transparent zu Ehren von Steve Biko auf das Spielfeld im Eden Park abgeworfen.

1985 plante die NZRFU eine Tour nach Südafrika. Zwei Anwälte reichten eine Klage ein und argumentierten, dieses Vorhaben sei ein Verstoß gegen die Verbandsstatuten. Das Court of Appeal verbot daraufhin die Durchführung dieser Tour. Zahlreiche Spieler, die sich selbst als The Cavaliers („die Kavaliere“) bezeichneten, hielten sich nicht an das Verbot und organisierten 1986 eine inoffizielle Tour nach Südafrika. Nach ihrer Rückkehr wurden sie vom Verband mit mehrmonatigen Spielsperren bestraft. Erst 1992, nach dem Ende der Apartheid, fanden wieder Länderspiele zwischen Neuseeland und Südafrika statt.

Die ersten Weltmeisterschaften

Der Webb Ellis Cup, die WM-Siegertrophäe

1987 veranstalteten Neuseeland und Australien gemeinsam die erste Rugby-Union-Weltmeisterschaft. Die All Blacks wurden ihrer klaren Favoritenrolle gerecht. Nach drei deutlichen Siegen in der Vorrundengruppe 1 gegen Italien, Fidschi und Argentinien bezwangen sie ebenso deutlich Schottland im Viertel- und Wales im Halbfinale. Das Endspiel im Eden Park in Auckland gegen Frankreich gewannen sie mit 29:9. In sechs Spielen erzielten sie 43 Versuche und mussten nur 52 Punkte hinnehmen.

Die Überlegenheit der All Blacks zeigte sich auch 1988 während der Tour in Australien, als die Mannschaft unbesiegt blieb (zwölf Siege und ein Unentschieden). Noch besser lief es 1989, als die All Blacks sämtliche 19 ausgetragenen Spiele gewannen (darunter sieben Länderspiele). Im August 1990 verloren sie gegen Australien nach vier Jahren erstmals wieder ein Spiel.

Bei der Weltmeisterschaft 1991 galt die Mannschaft als überaltert. Sie gewann zwar alle drei Vorrundenspiele, konnte sich dabei aber gegen England und Italien nur mit Mühe durchsetzen. Nachdem sie im Viertelfinale Kanada besiegt hatten, verloren die All Blacks das Halbfinale an der Lansdowne Road in Dublin gegen den späteren Weltmeister Australien mit 6:16. Gegen Schottland sicherten sie sich den dritten Platz. Nach Ende dieser Weltmeisterschaft gab es zahlreiche Rücktritte. Die deutlich verjüngte Mannschaft spielte vorerst nicht auf dem gewohnt hohen Niveau und verlor unter anderem 1994 zwei Heimspiele hintereinander gegen Frankreich.

Die Weltmeisterschaft 1995 fand in Südafrika statt, und wieder galten die All Blacks als Favoriten. Diese Favoritenrolle bestätigten sie mit Siegen gegen Irland und Wales in der Vorrunde. Japan wurde mit 145:17 geschlagen, was bis heute der deutlichste Sieg der All Blacks ist. Nach dem Viertelfinalsieg über Schottland wurden sie den Vorschusslorbeeren auch im Halbfinale gerecht, als sie mit 45:29 gegen England gewannen. Zwei Tage vor dem Endspiel litt ein großer Teil der Mannschaft an Gastroenteritis. Die geschwächten Neuseeländer verloren schließlich mit 12:15 nach Verlängerung gegen den Gastgeber Südafrika. Trainer Laurie Mains behauptete, eine mysteriöse Kellnerin namens „Suzie“ habe Kräuter in die Getränke der Spieler gemischt, welche dieselben Symptome wie bei einer Lebensmittelvergiftung auslösen würden.

Beginn des Professionalismus

Frankreich gegen die All Blacks im Stade de France, Saint-Denis, 2002

Im August 1995 beschloss der International Rugby Football Board, Rugby Union für Profispieler zu öffnen, um so der zunehmenden Abwerbung guter Spieler durch finanzkräftige Rugby-League-Vereine zu begegnen. Noch im selben Jahr gründeten die Verbände Südafrikas, Neuseelands und Australiens das Konsortium SANZAR, um Fernsehübertragungsrechte für zwei neue Wettbewerbe zu verkaufen, die internationale Liga Super 12 (heute Super Rugby) und das Tri-Nations-Turnier (heute The Rugby Championship). Da die neuen Wettbewerbe keine Zeit für monatelange Überseetouren mehr ließen, nahm diese Tradition der Amateurära ein rasches Ende.

Die erste Austragung von Tri Nations im Jahr 1996 gewannen die All Blacks. Dieser Erfolg hatte auch eine besondere historische Bedeutung. Erstmals überhaupt war es den Neuseeländern gelungen, eine Länderspielserie in Südafrika für sich zu entscheiden. Kapitän Sean Fitzpatrick stufte diesen Erfolg höher ein als den Gewinn des Weltmeistertitels, an dem er ebenfalls beteiligt gewesen war. Die All Blacks gewannen bei Tri Nations 1997 alle Spiele und verteidigten den Titel. 1998 jedoch gingen alle vier Spiele verloren. Es war das erste Mal seit 1949, dass die All Blacks viermal in Folge als Verlierer vom Platz gehen mussten. Am 28. August 1999 verloren sie in Sydney mit 7:28 gegen Australien, gleichbedeutend mit der bis 2023 höchsten Niederlage.

Nur knapp einen Monat später konnten sich die All Blacks während der Weltmeisterschaft 1999 in Wales wieder auffangen. Sie dominierten ihre Vorrundengruppe fast nach Belieben und siegten gegen Tonga, England und Italien. Nachdem sie sich im Viertelfinale gegen Schottland durchgesetzt hatten, trafen die All Blacks im Halbfinale auf Frankreich. Nach Ende der ersten Halbzeit lagen sie zwar 17:10 vorne, doch die Franzosen waren in der zweiten Halbzeit überraschenderweise die klar bessere Mannschaft und siegten mit 43:31. Im Spiel um Platz 3 unterlagen die All Blacks auch Südafrika.

2000 und 2001 belegten die All Blacks im Tri-Nations-Turnier jeweils den zweiten Platz, in den zwei darauf folgenden Jahren gewannen sie das Turnier. Nach den Tri-Nations-Erfolgen galten die Neuseeländer im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2003 in Australien erneut als Favoriten für den Weltmeistertitel. Die Vorrundengegner Italien, Kanada und Tonga waren chancenlos, nur Wales vermochte längere Zeit Gegenwehr zu leisten, wenn auch letztlich ohne Erfolg. Nach einem deutlichen Viertelfinalsieg über Südafrika trafen die All Blacks im Halbfinale auf den amtierenden Weltmeister Australien. Neuseeland verlor das Spiel mit 10:22, der Sieg im Spiel um Platz 3 gegen Frankreich war nur noch von geringer Bedeutung.

Die Ära Henry/Hansen/Foster

Die All Blacks gegen England (2006)

Unter dem neuen Trainer Graham Henry feierten die All Blacks im Juni 2004 zwei klare Heimsiege gegen den neuen Weltmeister England, doch das Tri-Nations-Turnier im selben Jahr beendeten sie auf dem letzten Platz. 2005 waren die British and Irish Lions auf Tournee in Neuseeland. Die All Blacks entschieden die Länderspielserie mit 3:0, gewannen das Tri-Nations-Turnier 2005 und schafften den ersten Grand Slam gegen die Nationalmannschaften von den Britischen Inseln seit 1978. Die All Blacks wurden vom International Rugby Board als „Mannschaft des Jahres“ ausgezeichnet, Graham Henry erhielt die Auszeichnung als „Trainer des Jahres“ und Daniel Carter jene als „Spieler des Jahres“. Aufgrund ihrer herausragenden Leistungen waren die All Blacks als „Mannschaft des Jahres“ bei den Laureus World Sports Awards 2006 nominiert. Die Erfolgsserie hielt im folgenden Jahr weiterhin an. Nach einem klaren Turniersieg bei Tri Nations 2006 folgten Ende des Jahres deutliche Siege gegen Frankreich, England und Wales. Die All Blacks bauten ihre Vormachtstellung weiter aus und wurden folgerichtig vom IRB erneut als beste „Mannschaft des Jahres“ geehrt, während Richie McCaw den Preis als „Spieler des Jahres“ entgegennehmen konnte.

Auch 2007 waren die All Blacks bei den Laureus World Sports Awards als „Mannschaft des Jahres“ nominiert. Nachdem sie das Tri-Nations-Turnier gewonnen hatten, galten sie im Vorfeld der Weltmeisterschaft 2007 wiederum als meistgenannte Favoriten, was sie mit zwei deutlichen Siegen in Vorbereitungsspielen gegen die Franzosen unterstrichen. Bei der in Frankreich stattfindenden Weltmeisterschaft dominierten die All Blacks ihre Vorrundengruppe nach Belieben, mit klaren Erfolgen gegen Italien, Portugal, Rumänien und Schottland (jeweils mit über 40 Punkten Differenz). Im Viertelfinale scheiterten sie überraschend mit 18:20 an Frankreich; dies war gleichbedeutend mit ihrem schlechtesten WM-Ergebnis überhaupt. Trotz dieses Misserfolgs verlängerte die NZRFU Henrys Trainervertrag, was in der Öffentlichkeit verschiedentlich auf Kritik stieß.

Bei Tri Nations 2008 gelang erneut der Turniersieg. Allerdings mussten die All Blacks in Dunedin eine 28:30-Niederlage hinnehmen, womit eine 30 Spiele dauernde Ungeschlagenheit bei Heimspielen zu Ende ging. Die Saison 2009 begann mit einer 22:27-Heimniederlage gegen Frankreich, ebenfalls in Dunedin. Zwar folgte ein 14:10-Sieg eine Woche später in Wellington, doch aufgrund der Punktedifferenz mussten die Neuseeländer erstmals die Dave Gallaher Trophy abgeben. Das Tri-Nations-Turnier beendeten sie aufgrund zweier Niederlagen gegen Südafrika auf dem zweiten Platz. Die Revanche gelang ihnen bei Tri Nations 2010 mit drei Siegen gegen Südafrika, auch bei den drei Begegnungen gegen Australien blieben sie ungeschlagen.

Siegesfeier nach dem WM-Finale 2011 gegen Frankreich

Die All Blacks beendeten das Tri-Nations-Turnier 2011 auf dem zweiten Platz hinter Australien. Da sie die Weltrangliste deutlich anführten, galten sie vor der Weltmeisterschaft 2011 im eigenen Land dennoch als meistgenannte Favoriten auf den WM-Titel. In der Vorrundengruppe A setzten sie sich erwartungsgemäß deutlich durch und standen nach Siegen gegen Tonga, Japan, Frankreich und Kanada als Gruppensieger fest. Im Viertelfinale schlugen sie Argentinien mit 33:10, im Halbfinale Australien mit 20:6. Das WM-Finale am 23. Oktober 2011 im Eden Park von Auckland war sehr ausgeglichen. Am Ende setzten sich die All Blacks knapp mit 8:7 gegen Frankreich durch und konnten sich somit zum zweiten Mal nach 1987 als Weltmeister feiern lassen.

Nach der Weltmeisterschaft trat Graham Henry zurück und die NZRFU bestimmte seinen bisherigen Assistenten Steve Hansen zum neuen Nationaltrainer. 2012 wurde Tri Nations mit der Aufnahme Argentiniens zur Rugby Championship erweitert. Die All Blacks entschieden das erste Turnier im neuen Format mit sechs Siegen in ebenso vielen Spielen für sich. Im Verlaufe des Jahres blieben sie unbesiegt, mit Ausnahme des letzten Auswärtsspiels gegen England, das sie mit 21:38 verloren. 2013 empfingen die Neuseeländer Frankreich zu einer Serie von drei Länderspielen, die alle mit einem Sieg der All Blacks endeten. Auch bei der Rugby Championship 2013 blieben sie ungeschlagen. Im November 2013 wurde Neuseeland die erste Nation in der professionellen Ära, die in einem Kalenderjahr eine Erfolgsquote von 100 % aufwies.

Empfang der All Blacks in Neuseeland nach ihrem Sieg im WM-Finale 2015

Während der Rugby Championship 2014 spielten die All Blacks auswärts gegen Australien Unentschieden und verloren gegen Südafrika, konnten nach Siegen in den anderen vier Spielen das Turnier jedoch für sich entscheiden. Die verkürzte Rugby Championship 2015 schlossen die All Blacks nach einer Niederlage gegen Australien als Zweiter ab. Ihnen gelang jedoch im Rückspiel um den Bledisloe Cup gegen die Wallabies die Verteidigung der Trophäe. Bei der WM 2015 besiegten die All Blacks nach einer souveränen Vorrunde mit Siegen gegen Argentinien, Namibia, Tonga und Georgien im Viertelfinale den kolportierten Angstgegner aus Frankreich mit 62:13 Punkten, der größten Punktdifferenz in Ausscheidungsspielen einer Weltmeisterschaft. Im Halbfinale setzte sich die Mannschaft gegen die südafrikanischen „Springboks“ denkbar knapp mit 20:18 durch, im Finale gegen die „Wallabies“ mit 34:17. Neuseeland verteidigte damit als erste Mannschaft einen WM-Titel und wurde mit dem insgesamt dritten WM-Titelgewinn alleiniger Rekordweltmeister.

Gedränge zwischen den All Blacks und den British and Irish Lions (2017)

Die All Blacks unter ihrem neuen Kapitän Kieran Read blieben auch während der Rugby Championship 2016 unbesiegt und erzielten in jedem Spiel einen Bonuspunktsieg. Bei den End-of-year Internationals 2016 verloren die All Blacks erstmals in 111 Jahren ein Test Match gegen Irland, als man im Chicagoer Soldier Field mit 29:40 unterlag. Neuseeland gelang jedoch die Revanche, als die All Blacks eine Woche später das Rückspiel in Dublin mit 21:9 gewannen. 2017 unternahmen die British and Irish Lions ihre zweite Neuseeland-Tour in der professionellen Ära. Die Testserie endete Unentschieden. Die All Blacks gewannen das erste Test Match mit 30:15, die Lions das zweite mit 24:21 und das letzte Test Match endete 15:15-Unentschieden. Das Unentschieden der Lions-Tour, zusammen mit der Niederlage gegen Irland im Jahr zuvor, deutete einigen Zeitungsberichten zufolge auf ein schwächeln der All Blacks und ein Aufholen der Mannschaften aus der Nordhemisphäre. Dagegen gewannen die All Blacks die Rugby Championship 2017 unbesiegt und verteidigten auch den Bledisloe Cup, nachdem man Australien beide Male schlagen konnte. Zu Beginn der 2018-Saison gewannen die All Blacks die Testserie gegen die besuchenden Franzosen mit 3:0 und man verteidigte zu Beginn der Rugby Championship 2018 den Bledisloe Cup gegen Australien. Danach bezwangen die All Blacks die Pumas deutlich, unterlagen jedoch erstmals seit 2009 den Springboks daheim in Wellington, wenn auch denkbar knapp mit 34:36. Während den End-of-year Internationals 2018 gelang den All Blacks nur ein knapper Sieg gegen England (16:15), gefolgt von der zweiten Niederlage gegen Irland überhaupt.

Während der verkürzten Rugby Championship 2019 gelang Neuseeland nur der dritte Platz, das schlechteste Abschneiden seit dem Beitritt Argentiniens 2012; das letzte Mal landete Neuseeland während den Tri Nations 2004 auf dem dritten (und damals letzten Platz). Während des Turniers kamen die All Blacks gegen die Springboks nicht über ein Unentschieden hinaus, worauf eine Rekordniederlage gegen die Wallabies (26:47) folgte. Trotzdem gelang den All Blacks die Verteidigung des Bledisloe Cups, nachdem man das Rückspiel gegen Australien mit 36:0 gewinnen konnte. Der Auftakt zur WM 2019 gegen die Springboks wurde im Vorfeld als Highlight der Vorrunde angepriesen. Dabei setzten sich die All Blacks mit 23:13 durch. Es folgten Siege gegen Kanada und Namibia, während das letzte Vorrundenspiel gegen Italien wegen des Taifuns Hagibis abgesagt werden musste. Nach dem Viertelfinalsieg gegen Irland verloren die All Blacks im Halbfinale gegen England mit 7:19. Ein Titel-Hattrick war somit nicht möglich und das letzte Spiel der Neuseeländer war jenes um Platz 3 gegen Wales. Sowohl für Steve Hansen als auch für Warren Gatland war es auch das letzte Spiel als Trainer, sodass beide Mannschaften ihrem Trainer einen schönen Abschied bereiten wollten. Dies gelang den All Blacks besser und sie gewannen mit 40:17. Im Dezember 2019 wurde Ian Foster zum neuen Nationaltrainer ernannt.

Eröffnungsspiel der WM 2023 zwischen dem Gastgeber Frankreich und Neuseeland

Südafrika nahm aufgrund der weltweiten COVID-19-Pandemie nicht an der Tri Nations 2020 teil und die All Blacks entschieden das Turnier nach jeweils zwei Siegen und Niederlagen für sich, darunter die erste Niederlage gegen die Pumas überhaupt. Im zweiten Aufeinandertreffen mit Argentinien revanchierte sich Neuseeland und verhinderte erstmals überhaupt argentinische Punkte. Während der Rugby Championship 2021 verteidigte Neuseeland seinen Titel nach fünf Siegen und einer Niederlage. Die End-of-year Internationals 2021 begannen für Neuseeland mit Siegen gegen die Vereinigten Staaten, Wales und Italien, worauf jedoch Niederlagen gegen Irland und Frankreich folgten, womit sich die Franzosen die Dave Gallaher Trophy zum zweiten Mal sicherten. Während der Mid-year Internationals 2022 verlor Neuseeland erstmals eine Heimserie gegen Irland mit 1:2. Dies waren Irlands erste Siege in Neuseeland überhaupt. Die Rugby Championship 2022 konnten die All Blacks mit nur einen Bonuspunkt mehr als die Springboks für sich entscheiden. Bei der verkürzten Rugby Championship 2023 gewannen die All Blacks nach Siegen in allen drei Spielen ihren insgesamt 20. Titel bei diesem Turnier. Im letzten Aufwärmspiel vor der Weltmeisterschaft 2023 in Frankreich erlitt Neuseeland im Twickenham gegen den Rivalen Südafrika mit 7:35 die bisher höchste Niederlage in der Verbandsgeschichte. Für das Hauptturnier galten die All Blacks traditionell als einer der Turnierfavoriten. Im Eröffnungsspiel fügte der Gastgeber und Mitfavorit Neuseeland die höchste Niederlage bei einem Turnier und die erste Niederlage überhaupt in der Gruppenphase zu (13:27). Die All Blacks meldeten sich jedoch im Turnier zurück mit deutlichen Siegen gegen Namibia (71:3), Italien (96:17) und Uruguay (73:0). Im Viertelfinale trafen sie mit Irland auf den nächsten Titelfavoriten, wobei ihnen ein knapper 28:24-Sieg gelang. Im Halbfinale deklassierten die All Blacks Argentinien mit 44:6 und erreichten als erste Mannschaft fünf Endspiele. In diesem trafen sie auf den Erzrivalen Südafrika, wobei eine Mannschaft erstmals den vierten Weltmeistertitel erringen konnte. In einem der knappsten Finalergebnisse unterlagen die Neuseeländer mit 11:12, wobei der Kapitän Sam Cane als erster Spieler überhaupt im Finale eine rote Karte sah.